Schneebiwak bauen

Orientierungsprobleme aufgrund schlechter Sicht, das Versagen eines wichtigen Ausrüstungsgegenstandes bei einer Variantenabfahrt in einer abgelegenen Gegend oder eine Verletzung: Manchmal treten Situationen auf, in denen man es nicht mehr rechtzeitig oder aus eigener Kraft zurück ins Tal schafft. Herrschen dann keine Flugverhältnisse, wird man die Zeit bis zum Eintreffen der terrestrischen Rettungskräfte – oder unter Umständen die ganze Nacht – im Gelände verbringen müssen. Ein Biwaksack schützt für kurze Zeit vor dem Auskühlen und hält den Wind ab, eine Schneehöhle dagegen bietet mehr Schutz vor den Elementen. Bewährt hat sich dabei das sogenannte „Panzerknacker-Iglu“.

Um eine Nacht im Freien verbringen zu können, ohne einen körperlichen Schaden davonzutragen, braucht man neben einer adäquaten Ausrüstung auch einiges an Know-how, wie man sich bestmöglich vor Wind, Niederschlag und Kälte schützt. Außerdem hilfreich: Grundlegendes Wissen, wie man am besten ein Biwak baut. Von allen möglichen Typen des Biwakbaus ist das Panzerknacker-Iglu wohl das universellste, weil

  • es einfach zu bauen ist.
  • es schnell fertig ist (in ca. einer Stunde).
  • es sowohl bei geringer Schneehöhe als auch bei schlechtem (= lockerem) Schnee funktioniert.
  • es optimalen Schutz bietet.

Der Name – manche Quellen führen als Namensgeber auch den Tiroler Bergführer Franz Kröll an – leitet sich übrigens von der Bauart des Biwaks ab: Wie die bösen Schurken bricht man von außen in einen Schneehaufen „ein“, um an Wertvolles (= Rucksäcke) zu gelangen.

„Warte nicht bis zur letzten Minute, sondern beginne rechtzeitig mit dem Biwakbau!“

Yeti

Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich nicht erst in letzter Sekunde für ein Biwak entscheidet. Nur wer körperlich nicht restlos erschöpft oder psychisch am Ende ist, kann noch die notwendigen Maßnahmen treffen, um die Nacht gut zu überstehen. Hier haben wir die wichtigsten Punkte für den Bau eines Biwaks zusammengefasst:

Standortwahl

Bei der Standortwahl sollte möglichst sorgfältig vorgegangen und der Aspekt der Sicherheit (Lawinen, Baumschlag, Spalten …) berücksichtigt werden. Ideal sind windberuhigte, eher schneereiche Stellen im leicht geneigten Gelände.

Platz festtreten und Rucksäcke einschaufeln

Mit den Schuhen (bei tiefem, lockerem Schnee zuerst mit den Skiern) tritt man eine kreisrunde Schneefläche fest, die der Grundfläche des Iglus entspricht (die Größe der Fläche ist abhängig von der Anzahl der Personen, die untergebracht werden müssen). 

Danach legt man die verfügbaren Rucksäcke zusammen und deckt diese mit einem Biwaksack ab. Von der Seite her schaufelt man nun Schicht für Schicht Schnee auf diesen Rucksackhaufen, bis sich ein Kegel bildet, der so groß ist, dass man im Inneren genügend Platz findet. Dazwischen sollte der Schnee immer wieder mit der Schaufel verdichtet werden.

Sondieren und Rucksäcke bergen

Nachdem man mit der Sonde die genaue Lage der Rucksäcke festgestellt hat, gräbt man von unten (bei sehr geringer Schneehöhe von der Seite) einen Zugang und zieht sie heraus, wodurch eine kleine Primärhöhle entsteht, die das weitere Aushöhlen sehr erleichtert. 

Bei der Position des Eingangs ist darauf zu achten, dass er nicht direkt dem Wind zugewandt ist, aber auch nicht vollständig auf der windabgewandten Seite liegt, da sonst die Gefahr besteht, dass er zugeweht wird.

Iglu aushöhlen und Biwak vorbereiten

Von innen heraus wird der Raum so weit vergrößert, bis man bequem Platz findet. Sobald man Licht durch den Schnee schimmern sieht (ca. 40 cm Wandstärke), sollte man wegen Einsturzgefahr nicht weiter graben – Achtung bei Nacht! 

Die Rucksäcke dienen als Sitzunterlage, selber schlüpft man am besten noch in den Biwaksack, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Auch eine Rettungsdecke kann hier wertvolle Dienste leisten, ganz zu schweigen von der wohltuenden Wirkung einer kleinen Kerze oder eines trockenen T-Shirts.

Allgemein ist beim Biwakbau festzuhalten, dass man sich – sofern die äußeren Bedingungen nicht zu widrig sind – beim Schaufeln eher Zeit lassen sollte (die Nacht ist ja ohnehin lange genug …). Außerdem schont man dadurch die eigenen Kräfte und schwitzt die Kleidung nicht nass. Im Zweifelsfall das Unterhemd ausziehen und in Fleece oder Hardshell schwitzen, dann gibt es danach immer noch eine trockene, wärmende Schicht auf der Haut.

Es ist eine ziemlich gute Idee, mit allen Schüler*innen oder Skifahrer*innen bzw. Freerider*innen bei der nächsten Gelegenheit ein solches Panzerknacker-Iglu zu bauen, damit sie im Notfall perfekt gerüstet sind und auf Bekanntes zurückgreifen können – außerdem macht es wirklich Spaß.

Titelbild: © snow institute | argonaut.pro