Unterwegs im Skigebiet. Stichwort: Kommunikation

26.06.2023

Kommunikation ist allgegenwärtig. Egal, ob beim Freeriden am Berg, beim Unterricht in der Schule oder im privaten Kontext mit Freund*innen. Der folgende Beitrag wirft einen kurzen Blick auf Grundsätzliches zum Thema und skizziert Anregungen für eine gute Kommunikation am Berg.

In diesem Beitrag geht es um:

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Grundlagen der Kommunikation

Wer kennt die Situation nicht: Man ist in einem Skigebiet unterwegs, möglicherweise mit einer Ausbildungs- oder Schüler*innengruppe, im familiären Kontext oder mit Freund*innen, in einer Leitungsfunktion oder einfach privat. Und schon steht man vor dem Problem, dass verschiedene Meinungen abgeglichen werden müssen. Soll es nun rechts über die schwarze Piste gehen oder doch links zur roten Abfahrt? Treffpunkt beim Liftausstieg oder beim Lifteinstieg? Simple Fragen, die geschmeidig entschieden werden oder aber auch für Missverständnisse oder Verstimmungen in der Gruppe sorgen können.

Für das Verstehen von solch scheinbar banalen Situationen ist ein grundlegendes Verständnis für den Begriff der Kommunikation hilfreich.

Ganz allgemein versteht man unter Kommunikation den Austausch und die Übertragung von Informationen. Das geschieht eigentlich laufend – oder, wie Paul Watzlawick, sagt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Die Information liegt dabei in Form von Sprache, Gestik, Mimik oder anderen Zeichen vor. Verwendete „Zeichen“ sollten dabei idealerweise von beiden Seiten richtig entschlüsselt werden können, ansonsten kommt es unter Umständen zu Missverständnissen oder einer gestörten Kommunikation. Dies passiert, wenn eine Person eine Sprache oder ein Zeichen verwendet, das die andere Person nicht versteht. Um einigermaßen sicher zu sein, dass die Information richtig verstanden wurde, lohnt es sich nachzufragen, was bei wem wie angekommen ist.

Das abgebildete Hinweisschild „STOP LAWINENGEFAHR“ nützt nicht wirklich viel, wenn der eigentlich gemeinte Inhalt zum Bild den Betrachter*innen nicht bekannt ist. Wer nicht weiß, was Lawinen sind bzw. was Gefahr in diesem Zusammenhang bedeutet, kann diese Botschaft nicht entschlüsseln. Erst wenn grundlegendes Wissen in diesem Bereich vorhanden ist, kann das Schild richtig interpretiert werden.

Ein anderes Beispiel ist das Vereinbaren eines gemeinsamen Treffpunkts, wenn sich eine Gruppe splittet. Damit das Wiedersehen funktioniert, müssen alle Beteiligten wissen, wie der vereinbarte Treffpunkt heißt und wo er sich befindet. Ein Abgleich der Informationen, ob auch alle dasselbe meinen, ist die beste Voraussetzung dafür, dass dann auch wirklich alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.

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Vom Sender und Empfänger

Die zuletzt beschriebene Situation weist auch darauf hin, dass es mindestens zwei Beteiligte benötigt, damit Kommunikation stattfinden kann. Eine Person ist der*die Sender*in – der*die andere ist der*die Empfänger*in. In einem Gespräch wechseln diese Rollen laufend.

Das Gesagte kommt bei der anderen Person nicht immer so an, wie es gemeint war. Um einem solchen kommunikatives Missverständnis vorzubeugen, hilft es die Informationen genau abzugleichen. z. B. könnte der Empfänger auf die Aussage im Bild antworten: "Ok, jeder fährt sein eigenes Tempo und wir treffen uns dann bei der Bergstation von der Zirbenbahn wieder" © snow institute
Das Gesagte kommt bei der anderen Person nicht immer so an, wie es gemeint war. Um einem solchen kommunikatives Missverständnis vorzubeugen, hilft es die Informationen genau abzugleichen. z. B. könnte der Empfänger auf die Aussage im Bild antworten: "Ok, jeder fährt sein eigenes Tempo und wir treffen uns dann bei der Bergstation von der Zirbenbahn wieder" © snow institute

Der Schlüsselsatz für das Verständnis von vielen kommunikativen Missverständnissen ist dabei der simple Satz: „Der Empfänger bestimmt die Botschaft (Paul Watzlawick)“. Das bedeutet, dass das Gesagte nicht immer so ankommt, wie es gemeint war, weil die Übersetzung bei der empfangenden Person anders abläuft, als es die sendende Person vermutet.

Die Aussage „Wir halten bitte Abstand, wenn wir in den Hang fahren“ impliziert noch nicht, wie groß dieser Abstand sein muss.

„Der Nächste fährt erst los, wenn der Vorhergehende unten an der Geländekante mit dem roten Schild vorbeigekommen ist“ enthält hingegen schon mehr Informationen und einen klaren Handlungsauftrag.

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In Beziehung sein

Auf den österreichischen Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick geht auch die Erkenntnis zurück, dass jede Nachricht, die übermittelt wird, neben dem Inhaltsaspekt auch einen Beziehungsaspekt enthält. Das bedeutet, dass in jeder übermittelten Nachricht neben der eigentlich gemeinten Information auch zum Ausdruck kommt, in welcher Beziehung die beiden beteiligten Seiten – Sender und Empfänger – zueinander stehen. Dieser Beziehungsaspekt ist es auch, der die Art und Weise der Kommunikation maßgeblich mitbeeinflusst. Eine Lehrperson mit einer Gruppe Schüler*innen wird eine andere Sprache und Setting verwenden als Eltern mit ihren Kindern oder Jugendliche, wenn sie mit ihren Freund*innen am Berg unterwegs sind.

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Was bedeutet das für einen Tag am Berg?

Jede*r Einzelne kann sich beispielsweise immer wieder folgende Fragen stellen: WIE kommuniziere ich mit meinem Gegenüber? WIE kommuniziert mein Gegenüber mit mir. Respektvoll? Verständnisvoll? Genervt? Hören wir einander zu? Passiert die Kommunikation auf Augenhöhe? Können bei Unklarheiten Fragen gestellt werden? Oft helfen diese simplen Fragestellungen, die Qualität eines Tages maßgeblich mitzubeeinflussen. Zusätzlich kann das Praktizieren von einigen simplen „Standardmaßnahmen“ bereits bei Kindern und Jugendlichen als guter Wegbegleiter für jeden Skitag gesehen werden.

Tipps für die Praxis am Berg

  • Im schulischen Kontext: Eine Sprache verwenden, die von allen verstanden wird.
  • Informationen abgleichen. Meinen alle dasselbe?
  • Treffpunkte ausmachen, die von allen verstanden werden und allen bekannt sind.
  • Rollen in der Gruppe klären. Wer fährt als Erstes, wer ist das Schlusslicht? Wissen alle über die Gruppengröße Bescheid und wird auch immer wieder kontrolliert, ob die Crew komplett ist?
  • Abfahrtsreihenfolgen ausmachen – egal, ob im Funpark, beim Fahren auf der Piste oder im Gelände.
  • Immer wieder innehalten und schauen, ob die Motivationslage passt und ob alle das gleiche Verständnis für eine Situation haben.
  • Wenn jemand nicht mehr mitfahren will, dann informiert er*sie alle anderen darüber.
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Fazit

Gute Kommunikation ist essenziell. Je klarer und transparenter sie abläuft, desto reibungsloser gestaltet sich ein Tag am Berg, desto mehr Missverständnisse können vermieden werden und desto größer ist unterm Strich dann auch der Spaßfaktor für alle Beteiligten.

Titelbild: © snow institute | LWD Tirol

Lehrmaterialien zum Thema: