Workshop: Notfall Lawine
Um im Worst Case Szenario – also einem Lawinenunfall mit verschütteten und/oder verletzten Personen – helfen zu können, ist es wichtig, theoretisches Wissen und praktische Erfahrung zu sammeln.
26.06.2023
Mehr als die Hälfte aller Personen, die an Lawinenereignissen beteiligt sind, verletzen sich nicht oder nur leicht. Etwa 32 Prozent der beteiligten Personen verletzen sich schwer, die Todesrate von erfassten Personen (unabhängig von der Verschüttungstiefe) liegt bei etwa 13 Prozent. Die Prognose bei einer verschütteten Person hängt vorwiegend vom Grad des Sauerstoffmangels und/oder von der Art einer möglichen traumatischen Verletzung ab. In seltenen Fällen kann bei einer Langzeitverschüttung über 60 Minuten auch die Unterkühlung zum Verhängnis werden.
Viele Lawinenunfälle enden glücklicherweise glimpflich und ohne schwerwiegende Konsequenzen. Das Überleben in einer Lawine hängt maßgeblich vom Verschüttungsgrad und der Schwere der erlittenen Verletzungen ab. Die meisten Todesfälle durch Lawinen treten aufgrund von Erstickung (etwa 57 %) oder schweren Verletzungen – Trauma (ca. 30 %) auf. Mehr dazu findest du hier.
Als ersten Schritt gilt es immer, im Notfallschema bei der Beurteilung der Gefahrensituation im Punkt „Selbstschutz“ realistisch abzuschätzen, ob eine weitere Lawinen-/Absturzgefahr für die Ersthelfer*innen besteht.
Wurde eine Person mitgerissen und ist nicht verschüttet, arbeitet man die Erste-Hilfe-Maßnahmen nach dem ABCDE-Schema ab.
Teilverschüttete Personen müssen meist mehr oder weniger aufwendig aus dem Schnee befreit werden, was z. B. mit einem Snowboard an den Füßen extrem zeitaufwendig sein kann.
Wir gehen hier auf die Besonderheiten von ganz verschütteten Personen ein, bei denen sich der Kopf unter dem Schnee befand, das heißt eine Sauerstoffversorgung des Gehirns unter Umständen nicht möglich war.
Oberstes Ziel ist es, nach der Ortung der verschütteten Person schnellstmöglich den Kopf freizuschaufeln bzw. die Atemwege freizumachen. Dabei können die Ersthelfer*innen mit drei verschiedenen Situationen konfrontiert sein.
Die Atemwege (A = Airway) sind frei und die Person ist wach und ansprechbar. Dann sind die körpereigenen Schutzreflexe vorhanden und es droht kein Ersticken. Die Rettungskraft hält ab jetzt den Kopf stabil in Position. Bezüglich der Atmung (B = Breathing) gilt es, schnellstmöglich die Atemqualität (Tiefe, Frequenz, Rhythmus) zu überprüfen. Dazu wird die verschüttete Person auch befragt, ob sie gut Luft bekommt und ob ein tiefes Ein- und Ausatmen schmerzfrei möglich ist. Bezüglich des Kreislaufs (C = Circulation) wird bereits versucht festzustellen, ob und wo starke Blutungen vorhanden sind. Je nach Situation wird entsprechend reagiert: Ist z.B. der Oberschenkel bereits freigeschaufelt und ist dort eine starke Blutung erkennbar, wird diese umgehen gestillt.
Während des Weiteren schonenden Ausschaufeln hält eine Rettungskraft den Kopf der verschütteten Person und verhindert somit Bewegungen im Bereich der Halswirbelsäule, da aufgrund der Dynamik eines Lawinenabganges mit Verletzungen in diesem Bereich gerechnet werden muss. Daneben sorgt sie dafür, dass durch das weitere Ausschaufeln kein Schnee in das Gesicht des Opfers rieselt.
Dem ABCDE-Schema folgt auch ein Punkt Neurologischer Status (D = Disability). Im Best Case fragen wir die verschüttete Person nach ihrem Namen, dem Tag und Datum, dem Unfallort und -hergang. Werden diese Fragen adäquat beantwortet, gilt die verschüttete Person als voll orientiert und es entsteht kein Handlungsbedarf in dieser Hinsicht.
Reagieren werden wir aber hinsichtlich der äußeren Einflüsse (E = Environment). Dem kann bereits jetzt Rechnung getragen werden, indem einer weiteren Auskühlung der verschütteten Person durch eine Mütze, Wärmepack, Daunenjacke etc. vorgebeugt wird. Ist die Person komplett freigeschaufelt, bleibt sie an der Halswirbelsäule weiter immobilisiert, es wird ein Komplettcheck von A bis E durchgeführt und entsprechend reagiert.
Im Idealfall liegen keine Auffälligkeiten vor, und auch wenn die Person „unverletzt“ scheint, ist sie für uns weiterhin kritisch und wird von den Einsatzkräften zur weiteren Überwachung und Diagnostik in ein Krankenhaus gebracht.
Nicht nur jeder Ganzverschüttete muss professionell in ein Krankenhaus abtransportiert werden – durch die Dynamik eines Lawinenabganges sind auch Teil- oder Nichtverschüttete massiven Kräften ausgesetzt. Bei geringsten Zweifeln ist auch hier eine weitere Abklärung notwendig.
Die Atemwege (A = Airway) sind frei, die Person ist aber nicht wach und ansprechbar. Darunter fallen auch Verschüttete, die nur stöhnen oder nur auf Schmerzreiz die Augen öffnen. Hier droht ein Ersticken, da die körpereigenen Schutzreflexe nicht oder nur teilweise vorhanden sind. Die Mundhöhle wird kontrolliert und gegebenenfalls freigeräumt. Die Rettungskraft hält ab jetzt den Kopf stabil in Position und wendet das Chinlift-Manöver an: Dabei wird das Unterkiefer nach oben geschoben und verhindert dadurch ein Verlegen der Atemwege durch die Zunge. Ein massives Überstrecken des Kopfes ist dabei nicht notwendig. Abgesehen davon, dass dies die Halswirbelsäule schützt, benötigt man weniger Raum. Somit ist dieses Manöver bei bereits nur teilweise freigeschaufelten Personen möglich.
Die Atmung (B = Breathing) wird bezüglich der Atemqualität mit allen Sinnen überprüft. In diesem Szenario 2 atmet die verschüttete Person eindeutig adäquat.
Nun wird so schnell wie möglich der Oberkörper freigeschaufelt, damit im Falle des Erbrechens ein Logroll durchgeführt werden kann. Dieses Manöver erfordert eine zweite Rettungskraft (Schaufler) und ersetzt die stabile Seitenlage, wenn die verschüttete Person noch nicht komplett freigeschaufelt ist. Es hat zudem den weiteren Vorteil, dass die Wirbelsäule weniger manipuliert wird.
Erst jetzt beschäftigen wir uns mit dem Kreislauf (C = Circulation), d.h. wir versuchen festzustellen, ob und wo starke Blutungen vorhanden sind, und reagieren entsprechend. Während des weiteren schonenden Ausschaufelns führt die Rettungskraft den Chinlift fort und kontrolliert permanent A und B, um gegebenenfalls reagieren zu können (Logroll).
Der Neurologische Status (D = Disability) wird hintangestellt, weil A und B relevant sind. Der Situation entsprechend wird der Punkt äußere Einflüsse (E = Environment) berücksichtigt.
Sind die Atemwege (A = Airway) nicht frei, ist keine Atmung möglich. Deswegen wird der Mund- und Rachenraum der verschütteten Person mit den Fingern freigeräumt und der Kopf überstreckt bzw. das Chinlift-Manöver durchgeführt. Das Freiräumen der Atemwege kann unter Umständen dazu führen, dass die Atmung wieder einsetzt. Stellt man bei Atmung (B = Breathing) allerdings trotzdem keine adäquate Atemtätigkeit fest bzw. hat Zweifel bezüglich der Atemqualität, führt man eine Initialbeatmung (5x beatmen) durch. Anschließend muss mit der Reanimation begonnen werden – was bei einer nicht gänzlich freigeschaufelten Person eine Herausforderung darstellt. Deswegen ist es oberste Priorität, die verschüttete Person so schnell wie möglich so weit freizulegen, dass eine Thoraxkompression (Herzdruckmassage) möglich ist.
Das setzt voraus, dass,
Muss die verschüttete Person dafür weiter ausgeschaufelt werden, wird in dieser Zeitspanne bereits mit der Notfallbeatmung begonnen:
Diese Notfallbeatmung dient zur Überbrückung und muss so schnell wie möglich durch eine kombinierte Reanimation im Verhältnis 30 x Herzdruckmassage zu 2 x Beatmung ersetzt werden. Diese ist fortzusetzen, bis man von den Rettungskräften abgelöst wird. Stehen mehrere Helfer*innen zur Verfügung, ist es wichtig, dass man gut untereinander kommuniziert und sich bei der Reanimation abwechselt. Damit stellt man sicher, dass die Qualität der Kompressionen nicht nachlässt.
Mit dem Punkt Kreislauf (C = Circulation) beschäftigen sich freie Hilfskräfte. Das bedeutet, dass bereits während der Reanimation evtl. vorhandene starke Blutungen bestmöglich gestoppt werden. Der Neurologische Status (D = Disability) entfällt und auch auf die äußeren Einflüsse (E = Environment) wird nicht eingegangen, weil eine weitere Auskühlung in diesem Szenario von Vorteil sein kann.
Je nach Situation und Ressourcen ist dieses Szenario aufwendig und ein guter Leader wird maßgeblich dazu beitragen den Überblick zu bewahren, die Rettungskräfte optimal einzuteilen und zu erkennen, welche Maßnahmen Priorität haben.
Sind alle Verletzungen versorgt bzw. gibt es keine Wunden zu versorgen, muss der*die Patient*in vor weiterer Auskühlung geschützt werden. Permanent wird der Status beobachtet, um gegebenenfalls sofort eingreifen zu können.
Um im Worst Case Szenario – also einem Lawinenunfall mit verschütteten und/oder verletzten Personen – helfen zu können, ist es wichtig, theoretisches Wissen und praktische Erfahrung zu sammeln.
Schnee ist ein spannendes und einzigartiges Material und wir wollen, dass Kinder und Jugendliche mehr darüber erfahren und die Faszination mit uns teilen.
Kann ich diese Line heute fahren oder ist es vielleicht doch zu gefährlich? Woher weiß ich überhaupt, wo und ob Lawinengefahr besteht oder nicht?
Hubschrauber sind im Alpenraum oft das Rettungsmittel der Wahl – wenn sie verfügbar sind und die äußeren Bedingungen (Wetterverhältnisse, Tageslicht etc.) ihren Einsatz erlauben.
Schnee ist ein spannendes und einzigartiges Material und wir wollen, dass Kinder und Jugendliche mehr darüber erfahren und die Faszination mit uns teilen.
Bei der Erstversorgung von verletzten Personen geht man nach dem Prioritätenprinzip vor. Eine der wichtigsten Maßnahmen und gleichzeitig jene, die jede*r durchführen soll und kann, ist es, professionelle Hilfe zu holen – also den Notruf abzusetzen.
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04.11.2024 Inhalt Diese Kreuzworträtsel zur Festigung des erlernten Wissen zu den Grundlagen über die Naturgefahr Lawine (Präsentation Grundlegendes über Lawinen). Information und Beschreibungen findest du
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