Brauche ich ein neues LVS?
„Glaubst du, ich brauche ein neues LVS-Gerät?“, ist eine oft gestellte Frage von Freerider*innen und Kursteilnehmer*innen. Wer diese Frage stellt, weiß eigentlich meistens selbst, dass die Antwort darauf „Ja!“ ist.
16.08.2023
Selten geschehen Not- und Unfälle ohne jede Vorwarnung aus heiterem Himmel. Klar, manchmal kann man Pech haben und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Was die Lawinengefahr, die Wetterprognose und auch die Gruppendynamik betrifft, gibt es aber fast immer Warnzeichen, die es zu erkennen und zu bewerten gilt, um dann die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Gefahrenzeichen sind Hinweise auf vorhandene Gefahren. Sie können eine erwartete bzw. prognostizierte Gefahr bestätigen oder auf Gefahren hinweisen, mit denen nicht gerechnet wurde. Sie sind also wichtig, um im Gelände die Annahmen der Planung zu bestärken oder zu entkräften – oder auf andere, nicht einkalkulierte Gefahren aufmerksam zu machen. Dieses Verifizieren und Scannen der Verhältnisse muss einerseits laufend durchgeführt werden und sich andererseits in Entscheidungen sowie Handlungen niederschlagen.
„Gefahrenzeichen sind der Realitätscheck von Prognosen & Planung!“
Walter Würtl
Die frischen Schneebrettabgänge (Alarmzeichen) passen zu den vorhandenen Triebschneepaketen bzw. Windzeichen (Gefahrenzeichen). Der Anraum (Gefahrenzeichen) auf dem Seil der Materialseilbahn ist ebenso erkennbar wie die zahlreichen herausragenden bzw. knapp zugedeckten Steine (Gefahrenzeichen).
Viele dieser Gefahrenzeichen zum Triebschneeproblem verschwinden, wenn frischer Schnee ohne Windeinwirkung darüber fällt – was nicht bedeutet, dass sie dann nicht mehr gefährlich sind!
In der folgenden Galerie sind verschiedene Gefahrenzeichen zum „Triebschneeproblem“ abgebildet. Da es darum geht, frische Triebschneepakete zu identifizieren – d. h. festzustellen, ob der verfrachtete Schnee aktuell noch gefährlich ist –, werden die reinen Windzeichen weiter unten in einem eigenen Punkt behandelt. Denn nur weil Windzeichen vorhanden sind, bedeutet das nicht, dass der Triebschnee frisch und gefährlich ist.
Eine frische Schneebrettlawine (ca. 24 Stunden alt) ist wohl das eindeutigste Gefahrenzeichen für ein Altschneeproblem und bedeutet, dass nicht nur ein Schneebrett, sondern auch eine flächig vorhandene Schwachschicht gegeben ist. Somit ist davon auszugehen, dass in vergleichbarem Gelände (Exposition, Höhe, Steilheit, Topografie) ebenfalls mit Lawinen ähnlicher Größe zu rechnen ist. Solche Beobachtungen bestätigen nicht nur ein prognostiziertes Altschneeproblem, sondern je nachdem, bei welcher Zusatzbelastung das Brett ausgelöst wurde, auch die Gefahrenstufe.
Frische Schneebrettlawinen, die vor der Fahrt in den freien Skiraum beobachtet wurden, sind ein Gefahrenzeichen. Gehen sie ab, während man sich im Gelände befindet, sind sie ein eindeutiges Alarmzeichen.
Ist die Schneedecke stark durchfeuchtet und auch aufgrund von fehlender Abstrahlung nicht mehr tragfähig, verliert sie an Festigkeit und es kommt zur Bildung von Nassschneelawinen. Faktoren, die diese begünstigen, sind Regen, intensive Strahlung, warme Lufttemperatur oder hohe Luftfeuchtigkeit und warmer Wind bzw. das Zusammenspiel mehrerer dieser Faktoren. Nassschneelawinen sind ein eindeutiges Gefahrenzeichen dafür, dass in dieser Exposition und Höhe ein Nassschneeproblem besteht. Es müssen sich nicht gleich große Nassschneelawinen lösen, bereits kleinere Abgänge sind ein Anzeichen dafür, dass die Schneedecke zu „nass“ ist.
Die Wahrscheinlichkeit, von einer Gleitschneelawine verschüttet zu werden, ist für Wintersportler*innen gering. Fischmäuler und frisch abgegangene Gleitschneelawinen sind aber ein Gefahrenzeichen für dieses Problem. Diese Zonen werden umfahren oder möglichst rasch und einzeln gequert.
Andere Freerider*innen und Gruppen können die eigenen Pläne zunichtemachen. Ich bzw. meine Gruppe kann zwar einen Hang einzeln befahren, wenn andere aber parallel dazu hineinbrettern, ist man einem höheren Risiko ausgesetzt. Auch Wintersportler*innen, die einen Hang über einem queren, können die Gefahr für sich selbst erhöhen. Manche Linien können nicht gefahren werden, wenn zu viele andere unterwegs sind bzw. keine Kommunikation zu diesen möglich ist.
Im Gegensatz zu Gefahrenzeichen erfordern Alarmzeichen sofortiges Handeln. Sie weisen auf „Gefahr ist im Verzug“ hin. Hat man ein Alarmzeichen bemerkt, ist keine Zeit für gemeinschaftliche Grundsatzdiskussionen, großzügiges Umplanen oder einfaches Ignorieren. Umgekehrt sollte man aber auch nicht in einen Action-Modus fallen und panisch irgendetwas Unbedachtes unternehmen. Im Gegenteil – es gilt, das Gelernte und Trainierte abzurufen, mit der eigenen Erfahrung und dem eigenen Wissen die Alarmzeichen zu interpretieren und je nach Situation die bestmögliche Handlung für sich und seine Gruppe zu setzen.
Ohne Sicht kannst du das Gelände um dich herum nicht beurteilen. Das Verlassen des gesicherten Skiraums erfordert perfekte Gebietskenntnis und Wissen über die aktuellen Verhältnisse. Doch selbst wenn das vorhanden ist, steigt das Risiko bei schlechter Sicht enorm, denn die ganze Wahrnehmung, Verständigung und Rettung bei einem Not- bzw. Unfall ist dann schwieriger und aufwendiger.
Hat man beim Verlassen des gesicherten Skiraumes ein mieses Gefühl oder bekommt beim Betrachten eines Hanges ein schlechtes Gefühl, gilt es zu reagieren. Die Bedenken müssen kommuniziert und eine entsprechend defensivere Linie gewählt werden. Und bitte: Versuche nie, jemanden zu etwas zu überreden – und lass dich auch nie zu etwas überreden, bei dem du ein schlechtes Bauchgefühl hast!
Wird eine Geländefalle erkannt wird, muss sofort reagiert und dem Gelände ausgewichen werden. Besonders gilt es, Mulden, Abbrüche, Bachläufe, Felsen, Wald usw. unterhalb großer Hänge zu vermeiden.
Nichts ist beängstigender, als während des Runs bzw. bei der Einfahrt in einen Hang ein Schneebrett auszulösen. Egal, ob man es direkt triggert oder fernauslöst – es ist ein sicheres Zeichen dafür, dass bei der Entscheidungsfindung etwas falschgelaufen ist und korrigiert werden muss.
Der berühmte Schuss vor den Bug: Man hat die vorhandene Schwachschicht zerstört, sie ist gebrochen und hat sich gesetzt, was durch die herausgedrückte Luft als eindrückliches „Wumm“-Geräusch deutlich zu hören und/oder als sich bildender Riss bzw. Risse zu sehen ist. Wenn du Glück hast, ist es nicht steil genug oder die Schwachschicht zu wenig durchgängig, sodass sich kein Schneebrett lösen kann. Aber viel hat nicht gefehlt und es ist ein klares Alarmzeichen, bei dem die Stopp-Taste gedrückt werden muss! Das bedeutet: Niemanden nachkommen lassen und so schnell und sicher wie möglich raus aus dem Hang.
Häufig hört man solche Setzungsgeräusche („Wumm“-Geräusche) neben Bächen im flachen Gelände, weil sich durch die dort vorhandene feuchte Luft viele und große kantige Kristalle an der Schneeoberfläche bilden, die – wenn sie eingeschneit werden – perfekte Schwachschichten bilden, die eindrücklich kollabieren. Im flachen Bereich stellen sie für Wintersportler*innen aber keine Gefahrenzeichen dar und können auch nicht in andere Hänge übertragen werden.
Wie oben unter Gefahrenzeichen „Triebschnee“ erwähnt, sind Windzeichen hilfreich, um Triebschneepakete zu erkennen. Triebschneepakete sind meist gut gebunden und somit ein perfektes Schneebrett und können – wenn eine Schwachschicht und andere Voraussetzungen vorhanden sind – als Schneebrettlawine abgehen. Weil aber nicht alle Windzeichen Gefahrenzeichen sind, die auf frischen Triebschnee hinweisen, haben wir hier alle (oder zumindest die meisten) zusammengefasst dargestellt:
Vor und während dem Freeriden müssen alle Sinne aktiviert werden und das Gelände muss laufend gescannt werden!
Gefahrenzeichen dienen zum Verifizieren der Wetter- und Lawinenprognose. An ihnen lässt sich überprüfen, ob die Verhältnisse vor Ort so wie erwartet sind. Wenn nicht, müssen aufgrund dieser neuen Erkenntnisse die geplanten Runs angepasst, umgeplant oder gecancelt werden. Sind die Verhältnisse besser – d. h. fehlen die entsprechenden Gefahrenzeichen –, kann natürlich auch mehr Risiko als geplant eingegangen werden.
Alarmzeichen sind klare Hinweise, dass man sich gerade am falschen Ort befindet und man diesen möglichst geschmeidig verlassen sollte. Im Idealfall wird man während der Abfahrt nicht mit solchen Alarmzeichen konfrontiert werden.
Die wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang lautet auch hier:
„Wenn der Schnee das Problem ist, ist das Gelände die Lösung!“
Wild Walt
„Glaubst du, ich brauche ein neues LVS-Gerät?“, ist eine oft gestellte Frage von Freerider*innen und Kursteilnehmer*innen. Wer diese Frage stellt, weiß eigentlich meistens selbst, dass die Antwort darauf „Ja!“ ist.
Auch an einem ganz normalen Pisten-Skitag kann einmal etwas passieren. Egal, ob du selbst bzw. deine Gruppe von einem Notfall betroffen ist oder du zu einem Unfall dazukommst – du
Standardmaßnahmen, also allgemeingültige, wirksame und anerkannte Handlungsempfehlungen zur Risikovermeidung, werden immer (!) – unabhängig von der Art der Gruppe, dem Gelände oder den aktuellen Verhältnissen – angewendet.
Orientierungsprobleme aufgrund schlechter Sicht, das Versagen eines wichtigen Ausrüstungsgegenstandes bei einer Variantenabfahrt in einer abgelegenen Gegend oder eine Verletzung: Manchmal treten Situationen auf, in denen man es nicht mehr rechtzeitig
Alle elektronischen Geräte und metallischen Gegenstände erzeugen elektromagnetische Felder, die ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Geräte) massiv stören können. Ist ein elektronisches Gerät in unmittelbarer Nähe zum LVS-Gerät im SUCH-Modus, kann dies fatale
Die 10 Verhaltensregeln für Skifahrer*innen & Snowboarder*innen regeln das Miteinander auf der Piste.
Bei einem Lawinenlagebericht handelt es sich um eine Veröffentlichung der Lawinenwarndienste, die detaillierte Informationen zum Ist-Zustand der Schneedecke, deren Entwicklung für den nächsten Tag und der daraus resultierenden Lawinengefahr enthält.
Wirst du von einer Lawine erfasst, bist du Passagier und befindest dich ich in potenzieller Lebensgefahr. Selbstständige Rettungs- und Befreiungsversuche können zwar erfolgreich sein, in den meisten Fällen bist du aber auf die Hilfe von Anderen angewiesen.
Die 10 Verhaltensregeln für Skifahrer*innen & Snowboarder*innen regeln das Miteinander auf der Piste.
Bei einem Lawinenlagebericht handelt es sich um eine Veröffentlichung der Lawinenwarndienste, die detaillierte Informationen zum Ist-Zustand der Schneedecke, deren Entwicklung für den nächsten Tag und der daraus resultierenden Lawinengefahr enthält.
Themen
Rechtliche Informationen
Alle Grafiken, Bilder und Texte auf der gesamten Seite dürfen heruntergeladen und laut unseren Nutzungsrechten weiterverwendet werden.